20. SONNTAG im Jahreskreis

 

Da spricht Jesus von Feuer, von Zwietracht und Unfrieden. Menschen werden gegeneinander aufstehen, sogar die, die sich von Natur aus am nächsten stehen, im engsten Familienkreis. Wie können wir diese Aussagen Jesu mit unserem oft so lieblichen Bild von einem friedlichen Jesus vereinbaren? Predigt er da Gewalt?

„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“ Jesus will mit seiner Botschaft wirken wie Feuer, uns ergreifen und verändern. Feuer hat die Macht, alles zu verändern, Kälte zu erwärmen und Dunkelheit zu erhellen. Denken wir an die zwei Jünger von Emmaus, die - nachdem sie den auferstandenen Jesus erlebt haben - sagen: „Brannte nicht unser Herz, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“ In der Pfingsterzählung der Apostelgeschichte ist die Rede von „feurigen Zungen“ die auf die Freunde von Jesus herabkommen und aus ihnen begeisterte Menschen machten, die von ihrer Angst befreit sind. Johannes der Täufer kündigt Jesus an als den, der mit „Feuer und Heiligem Geist“ taufen wird. Als Jesus wenige Wochen alt war, wurde er in den Tempel gebracht und der greise Simeon weissagte über ihn: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“ (Lk 2,34).

Wenn wir uns von seinem Wort ergreifen lassen, wenn es in uns brennt, dann gibt es für uns keinen faulen Frieden und keine Kompromisse, dann müssen wir Farbe bekennen und Position beziehen. Das kann zu Unfrieden und Streit führen. Wer aber zu Jesus gehören will, der muss immer zu ihm stehen, selbst wenn nahestehende Menschen dies nicht verstehen. Der dänische Religionsphilosoph Sören Kierkegaard (1813–1855) hat einmal gesagt: „Es gibt zwei Arten von Christen: den Nachfolger von Jesus und - die billigere Ausgabe davon - den Bewunderer Jesu.“ Jesus will nicht bewundert werden, sondern ruft in die Entscheidung für ihn.

Das „Feuer“ das Jesus bringt ist seine Botschaft, mit der er uns anstecken will. Sie ist wie brennendes Feuer! Empfinden wir das so? Wir sind christlich erzogen worden, von klein auf vertraut mit dem, was Jesus alles erzählt hat. Ob diese Worte von Jesus uns noch ansprechen, etwas in uns bewirken? Entfachen sie in uns, in unserem Herzen, noch ein Feuer, eine verändernde Kraft, die uns vorantreibt? Oder ist es nur eine kleine Sparflamme? „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst“, hat Augustinus gesagt. Gilt das z.B. nicht für alle Eltern, die ihre Kinder „christlich“ erziehen wollen?

Jesus selbst war „Feuer und Flamme“ für die Sache Gottes, die er das Reich Gottes nannte. Er versuchte den Menschen zu zeigen, was es heißt, auf Gott zu hören, seinem Gesetz der Liebe zu folgen. Und dabei ist er auf großen Widerstand gestoßen. Immer wieder entstanden Konflikte. Die Evangelien sind voll mit Streitgesprächen, die Jesus mit seinen Gegnern geführt hat. Und es wird sogar erzählt, wie seine eigene Familie ihn zurück nach Hause holen wollte, weil sie der Meinung war, er ist verrückt geworden. Spaltung in seiner eigenen Familie! Schließlich hat man versucht dieses Feuer, das er verbreitete, zu löschen, indem man ihn umgebracht hat.

Dieses Feuer, das Jesus brachte, wurde aber von bestimmten Christen oft auch falsch verstanden und mit Fanatismus verwechselt, der zu Gewalt und Intoleranz führt, ja zu Kriegen und Terror. Jesus selbst ist keinen Kuschelkurs gefahren. Er hat Werte vertreten, derentwegen er angefeindet wurde. Er wollte keinen faulen Frieden, wo man - im Namen des Friedens - das Eintreten für Grundwerte aufgibt oder zurücksteckt. Wir müssen den Mut haben, für unsere christliche Überzeugung geradezustehen, uns auf Auseinandersetzungen einzulassen und wenn nötig zu kämpfen und zu streiten.

Es kommt nur darauf an, wie wir streiten: Ohne den Respekt für den anderen zu verlieren, oder seine Würde zu verletzen. Echte Toleranz meint immer: Den anderen als Mensch respektieren und akzeptieren, auch wenn ich mit seiner Meinung und seinen Wertvorstellungen nicht einverstanden bin und diese sogar verwerfen und bekämpfen muss. Den Menschen aber achte ich weiterhin .

Als Christ leben ist oft unbequem! Wir müssen oft gegen den Strom schwimmen. Aber Jesus möchte, dass sein Feuer in uns brennt und dass wir uns von ihm immer wieder neu anstecken lassen!

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